Beim „Grenzüberschreitenden Bodentag“ haben 50 Landwirtinnen und Landwirte ihr Wissen rund um das Thema Bodengesundheit vertieft und neue praktische Erkenntnisse gewonnen.
Organisiert hatten den Tag der Landkreis Rottal-Inn und die LEADER Region Oberinnviertel- Mattigtal, unterstützt vom Kreisverband Rottal-Inn des Bayerischen Bauernverbands und der Landwirtschaftskammer Braunau am Inn, und gefördert durch das Programm Interreg Bayern-Österreich.
Der stellvertretende Landrat Kurt Vallée, LEADER-Obmann Bgm. Albert Troppmair, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands Bgm. Hermann Etzel und Geschäftsstellenleiter der Bezirksbauernkammer Braunau Diplomingenieur Josef Detzlhofer waren sich in ihren Grußworten einig, wie wichtig der rege Austausch von Fachkenntnissen und Erfahrungen sind, um wichtige Schritte zur Förderung einer gesunden Bodenbewirtschaftung zu setzen, sowohl für Landwirte als auch für die Natur. Ein besonderer Dank ging an Kathrin Braumandl von der EUREGIO Bayerischer Wald - Böhmerwald – Unterer Inn, die zusammen mit Brigitte Dieplinger die Förderung dieses „people-to-people“-Projekts im Interreg-Programm betreute.
Im Lokschuppen in Simbach am Inn bot sich den Teilnehmern die seltene Gelegenheit, die drei Experten des Bodenkoffers gleichzeitig zu treffen und in den Genuss ihrer spannenden Vorträge zu kommen. Mit dem in der LEADER-Region Oberinnviertel-Mattigtal entwickelten und seit letztem Jahr auch im Landkreis Rottal-Inn eingesetzten Bodenkoffer haben die Landwirte ein geeignetes Werkzeug zur Hand, um eine einfache Beurteilung ihrer Ackerböden und Grünflächen selbst durchzuführen.
Diplomingenieurin Elisabeth Murauer von der "Boden.Wasser.Schutz.Beratung" berichtete aus ihrer Praxis und stellte die zehn Schritte der Bodenbeurteilung auf physikalischer, chemischer und biologischer Basis vor. „Für uns stehen dabei nicht so sehr die wissenschaftlich exakten Ergebnisse im Vordergrund. Wichtig ist uns, ein Gefühl für einen gesunden Boden zu bekommen.“, betont Murauer. Christian Fuchsgruber von der BBV-Landsiedlung, maßgeblich für den Einsatz des Bodenkoffers im Landkreis Rottal-Inn verantwortlich, ergänzte die Erfahrungen, die er und 7 weitere Landwirte im letzten Jahr mit dem Bodenkoffer gemacht haben.
Norbert Ecker von Agrar-EN, der ebenfalls an der Entwicklung des Bodenkoffers beteiligt war, präsentierte er die aktuelle Erweiterung, den „Bodenkoffer+“: einfache Methoden zur Feststellung der Nitratwerte, den Katalasetest für Nährhumus und einen Stresstest bei Pflanzen. Außerdem stellte er einen neuartigen Profilspaten zur Beurteilung von Bodenschichten vor. Der Spaten wurde von dem Belgier Peter Vanhoof entwickelt und ermöglicht dem Landwirt, einen 40 cm tiefen Erdziegel auszustechen und so den Aufbau der unzerstörten Erdschichten (Humus, Oberboden, Unterboden) zu beurteilen. „Böden kann man nicht machen“, sagt Ecker. Ziel aller Bodenbearbeitung müsse sein, „eine stabile Bodenstruktur aufzubauen und zu erhalten, den Humusgehalt zu fördern und die vielfältigen Lebensformen und -gemeinschaften auf unseren wertvollen landwirtschaftlich genutzten Flächen zu bewahren.“
Der grenzüberschreitende Bodentag bot auch Gelegenheit zur Diskussion über die Auswirkungen von Wetterkapriolen auf die Bodengesundheit und entsprechende Maßnahmen zur Bewältigung dieser Herausforderungen.
Ausgehend von neuen wissenschaftlichen Studien zu Bodenforschung und Klimawandel zeigte Diplomingenieur Hermann Pennwieser auf, wie Beurteilungsergebnisse richtig interpretiert und passende Maßnahmen gesetzt werden. „Der richtige Zeitpunkt, die richtige Geschwindigkeit und die richtige Einstellung der Bodenbearbeitungsgeräte sind ausschlaggebend für eine zukunftsfähige Bewirtschaftung unserer wertvollsten Produktionsressource Boden.“, so fasste er seine Erkenntnisse zusammen und gab auch ganz praktische Empfehlungen zu Fruchtfolge, Saattiefe und Gründüngung.
Am Nachmittag folgte die Praxis auf dem Feld des Braunauer Landwirts Georg Hofstätter. Hier wurden alle 13 Stationen erläutert und auch der Vanhoof-Profilspaten kam zum Einsatz. Die Teilnehmenden nutzten die Gelegenheit, mit den Werkzeugen des Bodenkoffers selbst eine Bodenbeurteilung auf dem Feld durchzuführen, Bearbeitungsmethoden zu besprechen und auf Zusammenhänge wie guter Gründüngung und Bodenlebewesen hinzuweisen.
Teilnehmer und Vortragende waren sich einig: Jeder Boden ist anders. Man muss seinen Boden gut kennen, die Zusammenhänge verstehen und alles tun, damit eine gute Struktur erhalten bleibt – dabei spielen Geduld und Ruhe eine große Rolle.