Laienbühnen treffen sich im Theater an der Rott
Die Laienspielgruppe am Heimatort: für Reserl Sem, Landtagsabgeordnete a. D., war dies in ihrer Jugend eine Möglichkeit, die Welt aus einem neuen, weiteren Blickwinkel kennenzulernen. Das Theater war entscheidend für ihren späteren Lebensweg, so berichtet sie es bei der ersten Zusammenkunft der Laienschauspiele des Landkreises im Theater an der Rott am vergangenen Samstag. Vielen Laienschauspielern an Rott und Inn teilen offenbar diese Theaterleidenschaft. Der Landkreis hat eine ungewöhnlich vielfältige und vielgestaltige Theaterszene vorzuweisen.
Die Veranstaltung im Theater an der Rott bildete zugleich den Auftakt zum „Kulturleitplan des Landkreises Rottal-Inn“, den der Kulturbeauftragte Dr. Ludger Drost angestoßen hat. Nach und nach sollen der Stand und die Bedürfnisse der hiesigen Kulturarbeit in ihren unterschiedlichen Sparten in den Blick genommen werden: Zuerst waren die Laienbühnen dran.
Der Intendant des Theaters an der Rott, Dr. Uwe Lohr, hatte sein Haus für die Gäste geöffnet. Mit ihm stellten sich die stellvertretende künstlerische Leiterin, Dr. Elke Maria Schwab-Lohr und der Produktionsleiter Sebastian Kamm den Kollegen vom Laienschauspiel. Lohr verwies auf seine eigene reiche Erfahrung in diesem Bereich. Vor allem sei es ihm wichtig, dass das professionelle Landkreistheater in die Region ausstrahle und mit den Theaterbegeisterten der Laienspiele in Kontakt komme.
Die ehemalige Landtagsabgeordnete Reserl Sem berichtete in ihrem Impulsreferat nicht nur über ihre persönliche Erfahrung im Laienspiel, sondern auch von der Organisation von Festivals wie den Massinger Theatertagen, die sie mitgegründet und organisiert hat. Besonders wichtig war es ihr, dass Laien und Profis zusammenkämen und damit die gemeinsame Theater-Identität des Landkreises stärkten.
Anschließend gab es in einem offenen Redeformat die Möglichkeit an drei verschiedenen Thementischen Theater-Spezifische auszutauschen und zu lernen. Dr. Elke Schwab-Lohr hatte Anregungen zum Thema „Aus- und Fortbildungsbedarf“ im Gepäck. Sie benannte zahlreiche Möglichkeiten: Veranstaltungen, Engagement von Profis an Ort und Stelle oder einschlägige Literatur. Um mit der großen Konkurrenz mithalten zu können sei der „Qualitätsanspruch“ entscheidend. Die Geselligkeit brauche deshalb nicht zu kurz zu kommen.
Produktionsleiter Sebastian Kamm stellte im Gespräch mit den Teilnehmern fest, dass die Landkreisbühnen oft über kompetente Mitarbeiter bei Technik und Bühnenbild verfügen, auch ihren jeweiligen Zugang zu Requisiten und Kostümen fänden. Manche greifen hier auf das Theaters an der Rott zurück, holen sich Tipps für Licht und Ton oder nutzen den Kostümverleih. Ein engerer Austausch er Laienbühnen untereinander und noch mehr Wissensvermittlung durch die Profis sei aber durchaus erwünscht.
Dr. Lohr unterrichtete an seinem Thementisch über rechtliche Aspekte: Urheberrechte, Gema, Umgang mit Verlagen und der Datenschutzgrundverordnung. Mancher Verein hatte schon negative Erfahrungen beim Umschreiben eines Textes oder beim Benutzen von Bildvorlagen und Musik gemacht. Alle waren sich einig, dass Fortbildungsveranstaltungen gerade in diesem Zusammenhang für viele hilfreich wäre. Ein eher lästiges Thema, wie Lohr meinte, aber unumgänglich, wenn die Theaterarbeit nicht umsonst sein und weiter Freude bereiten soll.
Dr. Ludger Drost freute sich, dass die Theaterarbeit so viele unterschiedliche Begabungen zu einem kreativen Projekt zusammenführe: vom Schauspieler und Bühnenbildentwurf bis hin zu den Bühnenhandwerkern und –technikern. Die beachtliche Laientheaterszene im Landkreis habe offensichtlich auch etwas mit dem seit 1963 bestehenden Landkreiseigenen Theater zu tun. Auch wenn die erste Vernetzungsveranstaltung längst nicht alle Bühnen des Landkreises genutzt hätten, gebe es offenbar Bedarf für weiteren Austausch, was man im Kulturleitplan berücksichtigen werde. Ein erste konkrete Initiative in diesem Sinn ergriff hier Dr. Lohr selbst: Er wolle eine eigene kostenfreie Fortbildungsreihe zum Thema Licht und Ton anstoßen mit Schulungen und Hospitanz am Theater an der Rott. Das erste Treffen der Laienschauspiele im Landkreis Rottal-Inn bleibt nicht folgenlos.
BU: Der Produktionsleiter des Theaters an der Rott Sebastian Kamm (l) besprach mit Mitgliedern von Laienschauspielen Themen rund um Infrastruktur und Bühnentechnik