15.02.2023 - Breitbandausbau im Landkreis

Clustertreffen stieß auf immenses Interesse

 

Auf gewaltiges Interesse stieß die Arbeitstagung des „Cluster zum Glasfaserausbau“ im Landkreis Rottal-Inn. Neben Vertretern des Landratsamts und weiterer involvierter Behörden, der Telekom und der weiteren beteiligten Unternehmen nahmen zahlreiche Vertreter der beteiligten Gemeinden teil. 4 Stunden lang saßen die Teilnehmer im Feuerwehrhaus der Gemeinde Kirchdorf am Inn zusammen, um über Fortschritt und Umsetzung des Glasfaserausbaus im Landkreis zu sprechen.

 

Eingeladen hatte Monika Hiebl, Breitbandkoordinatorin für den Landkreis am Landratsamt Rottal-inn. Ihr war es, wie sie sagt, besonders wichtig, alle Beteiligten in einer Runde zusammen zu führen um ein gegenseitiges Kennenlernen der Akteure zu ermöglichen. Denn: „Nur mit der engagierten Mitarbeit aller und einem regen Informationsaustausch untereinander sind die umfangreichen Projekte zu stemmen“, so Hiebl. Und sie war hochzufrieden mit dem Verlauf der Tagung: „Die bloße Anzahl der Teilnehmer zeigt, dass das Thema Breitbandausbau nach wie vor in allen Kommunen, die noch eine schlechte Versorgung haben, auf den Nägeln brennt. Es daher herrscht jetzt eine richtige Aufbruchsstimmung.“

Der Glasfaserausbau wird mit Bundes- und Landesmitteln gefördert, den Zuschlag erhielt nach Abschluss einer EU-weiten Ausschreibung die Deutsche Telekom. Der Abschluss des Netzausbaus ist etwa bis Mitte 2025 geplant. Im Landkreis Rottal-Inn hat sich zu diesem Thema ein interkommunaler Zusammenschluss mit insgesamt 17 Kommunen gebildet, der die Breitbandprojekte gemeinsam durchführt – ein in dieser Größe in Bayern bislang einzigartiger Vorgang. Die Kommunen sind eingeteilit in das Cluster Mitte (Eggenfelden, Hebertsfelden, Mitterskirchen, Postmünster, Wurmannsquick, Zeilarn), das Cluster Süd (Ering, Stubenberg, Kirchdorf, Tann, Reut, Wittibreut) und das Cluster West (Falkenberg, Malgersdorf, Dietersburg, Massing, Schönau).

Für den Breitbandausbau werden Tiefbau- bzw. Trassenbauarbeiten über eine Länge von 300 km benötigt – das entspricht ungefähr der Strecke von der Landkreisgrenze von Rottal-Inn bis nach Stuttgart. Für etwa 2.300 Adressen werden Glasfaseranschlüssen bis ins Haus gebaut, mit einer Downloadrate von bis zu 1 Gbit/s. Die Maßnahme kostet gut 40 Millionen Euro, davon sind 90 % Fördermittel für die Kommunen genehmigt, ansonsten wäre dieser Glasfaserausbau nicht finanzierbar. Gebaut werden die Cluster von der Telekom-Einheit in Rosenheim, deren Leiter Andreas Riebel eine ganze Mannschaft dafür eingebunden hat, um den großen Netzausbau zügig durchzuführen. Als Telekom-Projektleiter für die drei Cluster ist Adrian Poprawa zuständig, der viel Erfahrung mit großen Glasfaserprojekten, gefördert mit Bundesmitteln, mitbringt – wichtig, denn die Anforderungen des Bundes sind sehr umfangreich (Materialkonzept, zukunftsorientierte Ressourcen planen, Dokumentation mit Fotos und GIS-Daten für den gesamten Netzausbau…).

Besprochen wurden in Kirchdorf die Realisierungsphasen, insbesondere die ersten beiden Teilmeilensteine: Im ersten geht es um die Trassen-Feinplanung, die Genehmigung der Trassen und Standorte sowie die Akquise, Zustimmung und Errichtung der Hausanschlüsse im Einvernehmen mit den Bürgerinnen und Bürgern.

Aktuell wird die Feinplanung für die Trassen detailliert bearbeitet, beauftragt ist das regionale Planungsbüro HPE GmbH aus Johanniskirchen, Franz Hofmann stellte sein Unternehmen und den derzeitigen Planungsstand vor. Sehr wichtig ist dabei auch der Kontakt zum Bürger für die geplanten Adressen, der Grundstückseigentümer muss eine Beauftragung zur Herstellung des Hausanschlusses und eine Genehmigung für die Leitung auf dem Privatgrundstück abgeben, damit gebaut werden kann, in dieser Akquisephase werden die betroffenen Bürger mit einem „Bürgermeisterbrief“ informiert, eine fristgerechte Rückmeldung ist vom Bürger abzugeben, damit der Bau des Hausanschlusses eingeplant und kostenlos hergestellt werden kann. Nach dem Netzausbau müsste der Bürger den Hausanschluss mit aktuell ca. 800 Euro selbst bezahlen.

Im Teilmeilenstein 2 geht es dann vor allem um die Tiefbaumaßnahmen, hier wurde von der Telekom die Firma Berger Netzbau aus Johanniskirchen beauftragt, das durch Michael Gerleigner vertreten wurde. Baubeginn wird bei geeigneter Witterung im Frühjahr sein. Ein „heißes“ Thema für alle sind diesbezüglich die Verlegemethoden und Verlegetiefen, seit Einführung des neuen Telekommunikationsgesetztes im Jahre 2021 sind sehr viel mehr Methoden zugelassen, es wird nicht alles mit klassischer offener Bauweise verlegt werden, alternative Verlegemethoden wie Pflugverfahren, Fräsverfahren und Spühlbohrungen werden vermehrt eingesetzt, das spart vor allem Zeit und evtl. auch Kosten. Beim Thema zugelassene Mindertiefe gab es viele Bedenken und Fragen, es muss nicht wie bisher auf mind. 60 cm oder mehr Tiefe verlegt werden, 40 bis 45 cm sind vom Gesetzgeber zugelassen. Die Verantwortlichen stellten jedoch klar, dass z. B. bei Kabelpflugverfahren werden Verlegetiefen von 90 – 120 cm erreicht werden und somit keine Folgeschäden zu erwarten sind.

Markus Nöbauer vom SG Tiefbauverwaltung im Landkreis Rottal-Inn stellte hierzu Bedenken wegen der Verdichtung, aber auch gute Erfahrungswerte dar, zudem forderte er wegen einer möglichen späteren Ortung von verlegten Leitungen, ein Kabelwarnband mit zu verlegen, das mit GPS-Ortung gefunden werden kann.

Einig waren sich alle, dass auf Qualität beim Tiefbau und eine ordnungsgemäße Leitungsverlegung besonderen Wert gelegt wird. Für das Staatl. Bauamt, Landkreis und Kommunen gilt es, Straße und Wege zu schützen, gefordert ist eine saubere Wiederherstellung der Oberflächen ohne Folgeschäden befürchten zu müssen. Vereinbart ist, dass sich die Bauleiter der Telekom und der Berger Netzbau vor Ort kümmern, auch die Kommunen werden im eigenen Gemeindegebiet mit den Bauamtsleitern die Bauarbeiten überwachen und Auffälligkeiten rechtzeitig melden.

Die weiteren Teilmeilensteine – Errichtung der aktiven Technik und Inbetriebnahme sowie Abschlussarbeiten und Dokumentation – wurden kurz erörtert und werden bei einer nächsten Tagung vertieft werden.

Anna Nagl, 1. Bürgermeister von Falkenberg und somit als Lead-Kommune im Cluster West in Verantwortung, äußerte den Wunsch, regelmäßig Jour Fixe Termine einzuplanen, um mit allen Beteiligten den Netzausbau regelmäßig abzustimmen. Die Zustimmung aller anderen beteiligten Kommunen wurde betont.

 

 

 

Bild: Auf riesiges Interesse stieß die Arbeitstagung des „Cluster zum Glasfaserausbau“ im Landkreis Rottal-Inn, zu dem die Breitbandkoordinatorin am Landratsamt Rottal-Inn, Monika Hiebl (M.) geladen hatte.