Ein Rottaler Spaziergang führte von der Pfarrkirche zur Waldkapelle an der Hochstraße
Seit vielen Jahren laden die Rottaler Spaziergänge zur Entdeckung von Besonderheiten in unserem Landkreis Rottal-Inn ein. Diesmal standen bei der Wanderung zwei Kleinodien auf dem Programm, deren Besonderheiten wohl nur wenig bekannt sind. Auf Einladung der Kulturarbeit des Landratsamtes und der Heimatfreunde Rottal-Inn machten sich rund 15 Teilnehmer auf Entdeckungstour nach Emmersdorf.
Der Kulturbeauftragte des Landkreises Rottal-Inn Dr. Ludger Drost erläuterte die außergewöhnliche Pfarrkirche. Sie entstand ab dem Jahr 1911 nach Plänen des Architekten Michael Kurz. Gegen den Widerstand der Behörden und des Ordinariats hatte der damalige Pfarrer Wallner die alte, zum Teil noch mittelalterliche Kirche abreißen lassen und den Neubau durchgesetzt. Angeregt durch den Jugendstil errichtete Kurz einen weiträumigen Bau, der die Verwandtschaft mit der gleichfalls von ihm geplanten Klosterkirche Schweiklberg nicht verleugnet. Die Finanzierung des Großbaus war für die kleine Pfarrei nicht einfach. Es dauerte noch bis 1932, bevor auch die Einrichtung komplett war und die Kirche endlich geweiht werden konnte.
Unter der Führung von Paul Hohenthanner, der im Landkreis jahrelang die Wanderwege betreut hatte, machten sich die Teilnehmer bei angenehmem Wanderwetter auf den Weg zur etwa dreißig Minuten entfernten Waldkapelle an der Hochstraße. Um 1750 war der Platz zum Wallfahrtsort geworden. Ein herrschaftlicher Jäger von Haidenburg hatte hier einen Kupferstich mit dem Gegeißelten Heiland auf der Wies bei Steingaden aufgehängt. Obwohl man das Bild bald darauf in die Pfarrkirche brachte, blieben der Bildstock und die Kapelle im Wald ein Zufluchtsort. Freifrau Anna von Aretin stiftete 1839 noch eine zusätzliche gemauerte Kapelle. Die Ursprungskapelle aus Holz wurde 1938 im alten Stil erneuert. Der erste Bildstock aus dem 18. Jahrhundert ist noch im Original erhalten. Bis heute pilgern Wallfahrer und Wanderer auf die Hochstraße, so wie die Rottaler Spaziergänger am vergangenen Samstag.
Am 16. September gibt es dann einen weiteren Rottaler Spaziergang unter der Regie der Kulturarbeit des Landkreises und den Heimatfreunden Rottal-Inn. Dann geht es von der Pfarrkirche Arnstorf zur uralten Kirche Hainberg. Schon jetzt kann man sich beim Kulturbeauftragen des Landkreises unter ludger.drost@rottal-inn.de oder Tel.: 08561 20-199 anmelden. Die Teilnahme ist kostenlos.
Das Jahresprogramm der Spaziergänge des Landkreises beinhaltet über 70 Themenspaziergänge oder -führungen im ganzen Landkreis Rottal-Inn. Die zugehörige Broschüre Spaziergänge 2023 ist kostenlos unter Tel. 08561 20-268 oder www.rottal-inn.de/broschueren bestellbar und steht online auch zum Download zur Verfügung.
Übrigens: Immer montags stellt der Kulturbeauftragte des Landkreises, Dr. Ludger Drost, unter dem #gotikmontag ein gotisches Bauwerk aus dem Landkreis auf dem Instagram-Kanal des Landratsamtes unter instagram.com/rottal_inn vor.
Auf dem Bild: Die Teilnehmer am Rottaler Spaziergang an der Waldkapelle bei Emmersdorf mit Lothar Müller von den Heimatfreunden Rottal-Inn (rechts) und Dr. Ludger Drost (5. v. l.), der die Emmersdorfer Kirche und die Waldkapelle erklärte