06.08.2024 - Kindertagespflege im Landkreis Rottal-Inn

Alternatives Betreuungsprogramm für Kinder und berufliche Chance

 

Seit vielen Jahren schon gibt es das Konzept der Kindertagespflegepersonen im Landkreis Rottal-Inn. Derzeit sind 14 Kindertagespflegepersonen im Landkreis aktiv. Unter Kindertagespflege versteht man die Erziehung, Betreuung und Bildung von Kindern bei Kindertagespflegepersonen, besser bekannt als „Tagesmutter“ oder „Tagesvater“. Anders als in einer Kindertageseinrichtung, also Kindergarten oder Kinderkrippe, werden die Kinder in der Regel im privaten Haushalt der Kindertagespflegeperson betreut. Durch die Begrenzung der Anzahl der anwesenden Kinder auf maximal fünf Kinder, entsteht eine sehr familiäre Betreuung, bei der besonders intensiv auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen werden kann.

Für Eltern ist die Betreuungsform durch die zeitliche Flexibilität und der konstanten Ansprechperson von Vorteil, um Familie und Erwerbstätigkeit besser vereinbaren zu können. Eine besondere Form der Tagespflege ist die sogenannte Großtagespflege, bei der maximal drei Tagespflegepersonen bis zu zehn gleichzeitig anwesende Kinder betreuen.

 

Das Konzept der Kindertagespflege erfreut sich immer größerer Beliebtheit, deshalb möchte die Fachberatungsstelle der Kindertagespflege am Landratsamt Rottal-Inn darauf hinweisen, dass jederzeit gerne neue Kindertagespflegepersonen in die Datenbank aufgenommen werden und auch eine frühzeitige Anfrage für interessierte Eltern von Vorteil ist.

 

Um als Kindertagespflegeperson tätig sein zu dürfen, ist eine pädagogische Ausbildung zwar von Vorteil aber nicht zwingend notwendig. Zur Ausübung der Tätigkeit bedarf es einer Pflegeerlaubnis. Neben bestimmten Erfordernissen und Auflagen, wie z.B. einer Eignungsüberprüfung, kindgerechten Räumlichkeiten und einem Erste Hilfe am Kind-Kurs wird entweder eine pädagogische Ausbildung (Erzieher oder Kinderpfleger) benötigt oder es muss ein Qualifikationskurs von derzeit 160 Unterrichtsstunden absolviert werden. Als Kindertagespflegeperson ist man selbstständig tätig. „Besonders für junge Mütter aber auch Frauen mittleren Alters ist dieser Beruf oft eine interessante Alternative zur herkömmlichen Arbeitswelt, wo Beruf und Familie oftmals schwer miteinander vereinbar sind, um die Betreuung der eigenen und die von weiteren Kinder zu übernehmen“, weiß Isabella Maidl aus dem Fachbereich Kindertagespflege am Landratsamt Rottal-Inn, die interessierte Personen zur Umsetzung berät und Hilfestellungen gibt, aber auch interessierte Familien an die Betreuenden vermittelt.

 

Um einen genaueren Einblick in die Arbeit einer Kindertagepflegeperson zu geben, haben wir einige der derzeit aktiven Tagesmütter interviewt:

 

Karola Enghuber, klassische Kindertagespflege mit Schulkindbetreuung

Wie sind Sie zur Kindertagespflege gekommen?

Am Anfang war es ein reiner Freundschaftsdienst. Ich merkte aber schnell, dass mir die Betreuung von Kindern sehr gefiel und auch liegt. Vor ca. neun Jahren machte ich dann die Fortbildung zur Tagesmutter.

 

Was war ihr bisher schönstes Erlebnis?

Am meisten freue ich mich immer, wenn Kinder die ich vor Jahren einmal betreut habe, mich wieder besuchen kommen und ich merke, dass sie immer noch gerne zu mir kommen. Durch die kleinen Gruppen entsteht eine familiäre Beziehung, die oft bis ins Jugend- und Erwachsenenalter hält.

 

 

Tanja Hirl, Kindertagespflege mit Zugang zu Alpakas

Frau Hirl, was schätzen Sie besonders am Beruf der Kindertagespflegeperson?

Durch die kleinen Gruppen ist es viel einfacher möglich, auf jedes Kind und dessen Bedürfnisse ganz individuell einzugehen und diese in der täglichen Betreuung auch zu berücksichtigen. In meiner früheren Anstellung als Erzieherin merkte ich, dass genau diese Individualität aufgrund der Gruppengröße und Personalstruktur oft schwierig umsetzbar war. Als meine eigene Chefin kann ich die Betreuung frei nach meinen Vorstellungen gestalten und anbieten. Bei der Betreuung binde ich auch unsere Alpakas und Tiere am Hof mit ein, um den Kindern schon früh den Umgang mit Tieren näher zu bringen.

 

In welchem Altersbereich betreuen Sie Kinder?

Derzeit betreue ich Kinder im Alter von ein bis zweieinhalb Jahren. Ich achte dabei immer darauf, dass die Kinder und Familien auch gut zueinander passen.

Ausschlaggebend für eine Betreuung sind auch die gewünschten Betreuungszeiten. Es müssen alle Zeiten gut miteinander vereinbar sein, was im Vorfeld einiges an Organisation und Planung erfordert.

 

Wo sehen Sie Entwicklungspotential für die Kindertagespflege?

Das Konzept der Kindertagespflege bringt für die Kinder, wie auch die Eltern so viele Vorteile mit sich. Ich wünsche mir daher, dass die Kindertagespflege noch mehr Bekanntheit erlangt und dadurch auch mehr Menschen die Qualifizierungsprüfung ablegen und den Weg in die Selbstständigkeit wagen. Für mich war es auf jeden Fall genau der richtige Schritt.

 

 

Karin Ebenhofer, klassische Kindertagespflege

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit den Eltern?

Bisher konnte ich mit allen Eltern problemlos zusammenarbeiten. Im Vorfeld muss natürlich die Art und Weise der Betreuung besprochen werden, wie z.B. passt die Betreuungsvorstellung der Eltern mit meinem Angebot zusammen. Einmal jährlich veranstalte ich auch ein Sommerfest, wo sich die Eltern untereinander kennenlernen und austauschen können.

 

Wo sehen Sie Entwicklungspotential für die Kindertagespflege?

Durch die steigende Nachfrage und das große Interesse ist die Kindertagespflege ein zukunftsträchtiger Berufszweig. Besonders für junge Mütter ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein großer Vorteil.

 

 

Elisabeth Maierhofer und Heidrun Einhell, Großtagespflege mit Bauernhof und Waldtag

Frau Maierhofer und Frau Einhell Sie betreiben zu zweit eine Großtagespflege, wie sind Sie dazu gekommen?

Wir haben uns über den Kindergarten unserer Kinder kennengelernt und tauschten uns beruflich aus. Die selbstständige Kinderbetreuung war schon immer ein Traum von mir (Maierhofer Elisabeth) und mit Heidrun habe ich die richtige Partnerin gefunden, um dieses Vorhaben in die Realität umzusetzen. Heidrun war vorher in der Betreuung geistig behinderter Menschen zuständig und orientierte sich mit der Kleinkindbetreuung beruflich neu.

 

Was machen Sie mit den Kindern am liebsten?

Am liebsten erleben wir mit den Kindern die Natur. Da ist die Betreuung am Bauernhof natürlich von Vorteil. Wir erkunden den Hof und den Garten, besuchen die vielen verschiedenen Tiere wie Kühe, Hühner, Katzen, Hasen usw. Einmal wöchentlich machen wir einen Ausflug in den Wald. Wir malen, basteln, singen und musizieren natürlich auch mit den Kindern – thematisch immer abgestimmt auf die jeweilige Jahreszeit.

 

So individuell die Bedürfnisse der Kinder sind, so individuell sind auch die Betreuungskonzepte jeder einzelnen Kindertagespflegeperson. Dabei stehen das Wohl des Kindes und die Erziehung stets im Vordergrund. „Auch, wenn die Kindertagespflege in der Regel im eigenen, privaten Haushalt stattfindet sind die Kindertagespflegepersonen nicht allein. Der Fachbereich am Landratsamt Rottal-Inn steht für die Tagesmütter bei Fragen oder Problemen als Ansprechpartner bereit“, so Isabella Maidl. „Der Landkreis bietet ein abwechslungsreiches, informatives und kostenloses Fortbildungsprogramm für die jährlich vorgeschriebenen 15 (Weiter-) Qualifizierungsstunden an. Hier können sich die Teilnehmer auch untereinander austauschen und Kontakte knüpfen. Ebenfalls findet einmal im Jahr ein großes Jahrestreffen statt, an dem besprochen wird, was sich im Laufe des letzten Jahres verändert hat, was demnächst kommt und wer als neue Kindertagespflegeperson das Team verstärkt“, so Isabella Maidl aus dem Fachbereich Kindertagespflege des Landratsamtes weiter.

 

Eine Übersicht über alle 14 aktiven Tagespflegepersonen ist unter www.rottal-inn.de/kindertagespflege zu finden. Interessierte, die sich näher über die Tätigkeit als Kindertagespflegeperson informieren wollen, können dies bei Isabella Maidl, Fachbereich Kindertagespflege im Landkreis Rottal-Inn, unter Tel.: 08561 20-632 tun.

 

Auf dem Bild: Elisabeth Maierhofer und Heidrun Einhell mit den zu betreuenden Kindern unterwegs in Richtung Wald