07.12.2022 - Für eine gesicherte ärztliche Versorgung im südlichen Landkreis

Wie kann die ärztliche Versorgung der Bürgerinnen und Bürger insbesondere im unterversorgten südlichen Landkreis Rottal-Inn in Zukunft gewährleistet werden? Um über dieses dringliche Problem zu sprechen, hatte Landrat Michael Fahmüller gemeinsam mit Simbach am Inns Bürgermeister Klaus Schmid Haus- und Fachärzte aus Simbach und den umliegenden Gemeinden sowie die Bürgermeister der Gemeinden ins Simbacher Rathaus eingeladen. „Dieses Treffen war extrem wichtig“, stellte Landrat Michael Fahmüller im Anschluss fest, „zeigte es doch, dass die Ursachen sehr vielfältig sind und tief im System liegen.“

Wichtig sei es dem Landrat vor allem, die Hausärzte bei allen Maßnahmen, die im Einflussbereich des Landkreises liegen, von Anfang an mitzunehmen, so Fahmüller. Den soeben im Kreistags verabschiedeten Antrag der SPD, sich für ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) oder eine Praxis in Eigenbetrieb der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) einzusetzen, sahen die anwesenden Ärzte zwar per se nicht kritisch, doch löse dieser langfristig nicht die Probleme.

Diese, so die einhellige Meinung, lägen tiefer im System: es gäbe zu wenig Medizinstudienplätze, der Numerus Clausus verhindere, dass gute Leute, die bereit wären, auch Praxen in der Heimat zu übernehmen aber kein 1,0 Abi hätten, Ärzte werden. Ein weiteres Problem sei die hohe Frauenquote bei den Ärzten und damit verbunden die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zwei Drittel der Studienanfänger sind inzwischen Frauen. Damit sich der Ärztemangel nicht weiter verschärft, müssen die Rahmenbedingungen den Ärztinnen angepasst werden und/oder die Anzahl der Studienplätze erhöht werden. Da Ärztinnen in der Regel aufgrund von Vereinbarkeit von Familie und Beruf mehr Wert auf geregelte Arbeitszeiten und Teilzeitmodelle legen, droht ansonsten hier ein medizinischer Versorgungsmangel in der Zukunft. Weiter sei die Attraktivität der Region Simbach sei für potentielle Praxisnachfolger gering, da bspw. nur sehr wenig Privatpatienten in der Region lebten. Der Anteil belaufe sich auf dem Land auf ca. 7%, in der Stadt seien es bis zu 50 %. Da die Abrechnungssätze seit Jahrzehnten nicht mehr erhöht wurden, wählten viele junge Ärzte eher die Stadt, um auf ein vernünftiges Einkommen zählen zu können. Überhaupt sei die Profession des Hausarztes in den letzten Jahren immer unattraktiver geworden – die kaum planbaren Arbeitszeiten, die immer mehr werden Patienten pro Arzt machten die Tätigkeit im Vergleich zum Facharzt zunehmend schwieriger.

Was den Einsatz für ein MVZ oder einen Eigenbetrieb der KVB angeht, so sei man zwar nicht grundsätzlich dagegen, doch die Probleme würden dadurch allenfalls kurzfristig gelöst: Zum einen wünschten sich Patienten als Ansprechpartner immer denselben Hausarzt, ein MVZ bekomme lediglich „Laufkundschaft“ und mache keine Hausbesuche in den Mittagspausen und am Abend. Fraglich sei auch ob überhaupt ausreichend Personal für ein solches MVZ zu bekommen sei. Es bringe auch vermutlich wenig, sich für einen Eigenbetrieb der KVB einzusetzen – dies würde lediglich bedeuten, sich für etwas einzusetzen, was ohnehin eigentlich Pflicht der KVB wäre.

Wichtiger hingegen sei es, seitens der KVB eine weitsichtige Planung zu betreiben und bessere Methoden der Nachwuchsgewinnung zu entwickeln. Mit den Bedingungen, die Landkreis und Kommunen für die niedergelassenen Ärzte schaffen, sei man sehr zufrieden. Es sei die Landes- und vor allem die Bundespolitik, die gefordert sei, sich den Herausforderungen anzunehmen.

 

 

 

 

 

 

Bild: Wie kann die ärztliche Situation im südlichen Landkreis gelöst werden – das besprach Landrat Michael Fahmüller mit Ärzten und Bürgermeistern aus der Region im Simbacher Rathaus.