14.07.2022 - Heimat ist… Vielfalt!

Ein philosophisch-kreativer Projekttag an der Grundschule Arnstorf

 

Einen Tag lang drehte sich in der Klasse 4b der Grundschule Arnstorf alles um das Thema „Heimat“. Syrien, Polen, Tschechien, Russland, Kroatien, Türkei, Ukraine, Ungarn und natürlich Deutschland – so vielfältig sind die familiären Wurzeln allein einer Klasse der Grundschule in Arnstorf. Aber ist das gleichzusetzen mit dem, was die Kinder als ihre Heimat ansehen? Ist Heimat für sie noch der Ort, aus dem ihre Eltern oder Großeltern kommen oder vielleicht ganz etwas anderes?

Irmgard Stöttner von der Hans Lindner Stiftung kam mit den Kindern dazu in ein intensives Gespräch. „Es ist immer wieder spannend, an den Perspektiven der anderen teilhaben zu dürfen. Dadurch kommt man selbst und andere Teilnehmende auf neue Gedanken“, erzählt die Projektleiterin der „Jungen Vor!denker“. Sie stellte viele Fragen und die Schülerinnen und Schüler wurden nicht müde, darüber nachzudenken und Antworten auf diese große und schwierige Frage zu finden: Was heißt Heimat eigentlich?

Der Hof von Oma und Opa, das Haus der Großeltern in Kroatien oder der Teil der Familie, der noch in Tschechien lebt: viele Kinder erleben diese Orte als „ihre zweite Heimat“. Ihre erste Heimat, „dahoam“, hat stattdessen ganz viel mit Gefühlen und konkreten Erlebnissen zu tun: damit, sich sicher zu fühlen und ein Dach über dem Kopf zu haben. Einen Ort zu haben, an dem man sich wohl fühlt und mit anderen Spaß hat. Ein Ort, an dem Familie, Liebe und Freude sind. Dann ist Heimat auch schon mal der Fußballplatz oder die Schule, weil dort engagierte Lehrerinnen wie Brigitte Leitner aus einer Klasse ein Team entstehen lassen, wo man sich in seiner Vielfalt gegenseitig schätzt und unterstützt. „Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben kann. Manchmal ist das, was man denkt oder fühlt, schwer mit Worten auszudrücken – vor allem, wenn man gerade erst 9 oder 10 Jahre alt ist. Über Gefühle zu sprechen und den Umgang mit ihnen zu lernen, das ist auch nicht in jeder Familie selbstverständlich“, weiß sie.

Projektpartner Stefan Otzelberger hatte kreative Methoden im Gepäck, um diesen Gefühlen und Gedanken schließlich noch ganz konkret Form verleihen und sie sichtbar machen zu können: „Ich bin hellauf begeistert von dieser Kombination aus Philosophieren und Kunst. Nicht nur auf die Ergebnisse, sondern vor allem auf die Überlegungen der Kinder bin ich sehr stolz.“ Am Anfang ging es um die Aufgabe, Stimmungen und Gefühle allein durch farbige Papierschnipsel auszudrücken, bevor die Kinder dann mit Schere und Papier ihr eigenes Heimatidyll erschaffen konnten. Am Ende entstand noch ein farbenprächtiges Landschaftsmosaik: ganz nach dem Motto „Heimat ist Vielfalt“ gleicht hier kein Teil dem anderen und gerade dadurch entsteht ein lebendiges und veränderbares Gesamtbild.

 

 

 

Bild 1 (Otzelberger): Daumen hoch für diesen philosophisch-kreativen Projekttag:
Hinterste Reihe von links: Klassenlehrerin Brigitte Leitner, Stefan Otzelberger (Leitung Kunstworkshop, selbständiger Produktdesigner), Irmgard Stöttner (Projektleitung Junge Vor!Denker Hans Lindner Stiftung), Kathrin Zenger (Projektumsetzung Stärkung regionaler Identität, Kreisentwicklung, Landratsamt Rottal-Inn)