Kartierteam ab sofort im Rahmen des Projekts im Landkreis unterwegs
Viele heimische Insekten finden in unsere Landschaft kaum mehr Lebensraum. Ob Schmetterling, Wildbiene oder Grashüpfer - den meisten Insekten fehlt es an Nahrung, Nistmöglichkeiten oder Winterquartieren. Laut einer Studie sind die Insektenbestände in den letzten 20 Jahren um 75 Prozent zurückgegangen. „Dabei sind es vor allem die Insekten, die für die Natur wichtig sind. Denn ohne ausreichend Insekten haben Vögel, Fledermäuse und viele andere Tiere nichts zu fressen. Auch die Landwirtschaft ist von Fliegen, Wildbienen und anderen abhängig. Denn sie bestäuben unter anderem Apfelbäume, Raps oder Sonnenblume“, weiß Pia Beitler von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Rottal-Inn, die das Projekt mitbetreut.
Der Landkreis Rottal-Inn nimmt dieses Problem ernst. Bereits im Projekt „Bäche.Böden.Biodiversität“, welches von 2009 bis 2020 durchgeführt wurde, hat der Landkreis unter anderem durch Flächenankäufe und Kooperation mit Landwirten viel für die Artenvielfalt erreichen können. Im Nachfolgeprojekt sollen ab 2023 vor allem die Insekten gefördert werden. Ziel ist es, die Lebensräume von Tagfaltern, Heuschrecken, Wildbienen und Co. zu verbessern oder neu zu schaffen. Auch die Vernetzung der oft isolierten Biotope ist ein wichtiger Punkt des Projekts, das zu 85 Prozent vom Bayerischen Naturschutzfonds gefördert wird.
Für die Projektumsetzung wurden drei Schwerpunktgebiete im Landkreis ausgewählt, die überwiegend in den Gemeinden Tann, Reut und Triften sowie zu kleineren Teilen auch in den Gemeinden Zeilarn und Wurmannsquick liegen. Im Jahr 2023 soll zunächst der „Ist-Zustand“ der Insekten sowie der Flächen in den Projektgebieten erfasst werden. Aus der Kartierung soll ein breiter Maßnahmenkatalog entwickelt werden. Mögliche Maßnahmen reichen dabei von der Optimierung der Flächenpflege über bessere Biotopvernetzung bis hin zur Anlage von „Mikro-Lebensräumen“, unter anderem auch für Wildbienen.
Bereits ab 2024 sollen dann Naturschutzmaßnahmen, vorrangig auf öffentlichen Flächen, durchgeführt werden. Es wird aber auch gezielt die freiwillige Kooperation mit Landwirten und Flächeneigentümern angestrebt. So wird der Landschaftspflegeverband Rottal-Inn ein speziell auf die Insektenförderung abgestimmtes Beratungsangebot für Landwirte erarbeiten.
Im Herbst 2023 werden die Ergebnisse der Bestandserhebungen vorliegen. Dann sollen die weiteren Schritte auf öffentlichen Veranstaltungen besprochen und diskutiert werden.
„Vor allem für Landwirte und Flächeneigentümer ist es wichtig zu wissen, dass das Kartierteam bereits ab sofort in den drei Gebieten unterwegs ist, um die vom Landkreis beauftragten Untersuchungen durchzuführen“, so Beitler. Sollten Sie Fragen zum Projekt oder den Kartierungen haben, dann wenden Sie sich gerne an den Landschaftspflegeverband Rottal-Inn unter Tel. 08721 50893-57 oder die untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Rottal-Inn unter Tel. 08561 20-366.
Bild: Pia Beitler von der Unteren Naturschutzbehörde (l.) und Sebastian Zoder vom Landschaftspflegeverband Rottal-Inn (r.) begutachten wertvolle Flächen für Insekten bei Walburgskirchen.