Auftakt der Serie über Pflegefamilien im Landkreis Rottal-Inn
Manchmal geht es einfach nicht mehr! Manchmal kommen so viele Dinge im Leben zusammen, die es Eltern unmöglich machen, sich weiter um ihr Kind zu kümmern. Wenn alles andere nicht mehr hilft, bleibt nur noch der für Eltern meist extrem schwere, aber für das Wohl des Kindes unvermeidliche Schritt, den Sohn oder die Tochter in eine Pflegefamilie zu geben. Darum kümmert sich dann das Jugendamt am Landratsamt Rottal-Inn.
„Unser Hauptanliegen sind natürlich die Kinder selbst“, sagt Sabine Sanladerer, die mit drei Kolleginnen beim Jugendamt am Landratsamt Rottal-Inn um das Thema Adoptions- und Pflegekinderwesen betreut. „Egal ob kurzzeitig oder für einen längeren Zeitraum, es geht uns darum, die Kinder oder Jugendlichen gut unterzubringen.“ Noch sehe es im Landkreis Rottal-Inn gut aus, man habe es bisher noch immer geschafft, für Kinder und Jugendliche bei Bedarf eine Pflegefamilie zu finden. Doch eben dieser Bedarf werde größer, und so hoffen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes, dass sich noch mehr Familien finden, die bereit sind, ein Kind bei sich aufzunehmen.
„Die wichtigste Voraussetzung“, so Sanladerer, „ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem Jugendamt. Es geht ja eben darum, dass die Kinder, die möglicherweise die letzte Zeit in schwierigen Verhältnissen verbracht haben, nun in eine stabile Lebenssituation gebracht werden, und es ist unsere Aufgabe, dies sicherzustellen.“ Wichtig für potentielle Pflegeeltern sei außerdem, dass ausreichend Wohnraum vorhanden ist und dass sie die notwendige Zeit, Offenheit und Toleranz für unterschiedliche Lebensformen, Lebensweisen und Lebensentwürfe mitbringen. Ein gewisses Verständnis für die Situation der leiblichen Eltern sei ebenfalls notwendig. Man müsse aber dennoch keine Angst haben, dass ab dem Moment, in dem man ein Pflegekind aufnimmt, das Jugendamt täglich ein- und ausgeht. Im Rahmen des Schutz- und Kontrollauftrags müssten zwar in regelmäßigen Abständen Hausbesuche stattfinden, um sicher zu gehen, dass alles zum Besten für beide Seiten läuft, doch es handle sich um keine Dauerkontrolle, das Jugendamt gehe hier mit den Pflegeeltern sehr vertrauensvoll um. Selbstverständlich stehe man aber immer zur Unterstützung und als Ansprechpartner bei Bedarf zur Verfügung.
Natürlich müssen Pflegeeltern sich darüber im Klaren sein, dass eine Rückführung der Kinder zwar in der Praxis eher selten, aber nie ausgeschlossen ist. Gerade wenn Eltern zeitweise überfordert sind und sich die Verhältnisse nach einiger Zeit wieder stabilisieren, befürworte das Jugendamt eine Rückführung grundsätzlich. Diese sei in der Regel aber sehr gut vorbereitet, mit genügend zeitlichem Vorlauf. Sanladerer wirbt auch um Verständnis für die betroffenen leiblichen Eltern: manche Eltern könnten die Liebe und Geborgenheit, die Kinder brauchen, schlichtweg deswegen nicht weitergeben, weil sie sie selbst nie erfahren und gelernt haben. Bei anderen sind körperliche oder psychische Probleme, für die sie oft nichts können, ursächlich für eine zeitweise Überforderung mit der Betreuung der eigenen Kinder. Diesbezüglich seien Eltern oft auch einem großen Druck aus ihrem Bekannten- und Verwandtenkreis ausgesetzt. Sanladerer: „Es ist in meinen Augen auch eine absolut anerkennenswerte Leistung, zu akzeptieren, dass man im Moment oder auch generell, aus welchen Gründen auch immer, mit der Erziehung der Kinder überfordert ist und sich hilfesuchend an uns zu wenden. Diese Entscheidung fällt sicher keinem Elternteil leicht und es ist bemerkenswert, wenn Eltern zum Wohle ihrer Kinder diese Entscheidung treffen.“
„Grundsätzlich sucht das Jugendamt immer nach liebevollen Familien, die bereit sind, Kinder in Pflege zu nehmen, sowohl zur Kurzzeitpflege, zur Bereitschaftspflege als auch zur Dauerpflege“, sagt Manfred Weindl, Leiter des Amtes für Jugend und Familie im Landkreis Rottal-Inn. „Sowohl die leiblichen Eltern als auch die Pflegefamilie werden während der gesamten Zeit vom Jugendamt betreut, wir lassen da niemanden alleine.“ Der Unterhalt von Pflegekindern ist in Form von Pflegegeld sichergestellt.
Interessiert? Das Jugendamt am Landratsamt Rottal-Inn freut sich über Familien, die sich vorstellen könnte, ein Pflegekind bei sich aufzunehmen. Infos unter Tel.: 08561 20-521 oder per E-Mail an pflegekinderdienst@rottal-inn.de
Bild: Kümmern sich beim Jugendamt am Landratsamt Rottal-Inn um das Thema Adoptions- und Pflegekinderwesen: (v.l.) Manfred Weindl, Leiter des Amtes für Jugend und Familie mit Magdalena Schua, Sabine Sanladerer, Brigitte Winklhofer und Magdalena Kainz.