Rottaler Bildungsforum im Zeichen der Nachhaltigkeit
Im Rahmen des Synergiefestivals am European Campus hatte die Kreisentwicklung Rottal-Inn auch ein Bildungsforum für Lehrerinnen und Lehrer organisiert. 50 Lehrkräfte aus allen Schularten im Landkreis waren gekommen, um sich zum Thema Nachhaltigkeit weiterzubilden.
Beim diesem Thema denken viele zunächst an Energieverbrauch und Müllvermeidung. Doch das Konzept geht viel weiter: Reduziert das, was ich tue, den ökologischen Fußabdruck? Steigert das, was ich tue, die Lebensqualität für alle? Fördert das, was ich tue, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben? Nachhaltiges Handeln gibt eine positive Antwort auf diese Fragen.
Nicht erst seit der Fridays-for-Future-Bewegung werden diese Fragen auch in den Schulen diskutiert. Das Konzept, das dahintersteht, heißt „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (abgekürzt: BNE) und wurde als UNESCO-Weltaktionsprogramm festgeschrieben. Ziel des internationalen Programms ist es, nachhaltiges Denken und Handeln in allen Bereichen des Bildungssystems fest zu verankern.
Dr. Christian Hoiß leitet an der Ludwig Maximilian Universität München das Projekt „el mundo“, ein zusätzliches Studienangebot für Lehramtsstudierende aller Fächer, das auf die Herausforderungen einer globalisierten Welt vorbereitet und für Aspekte der Nachhaltigkeit in Schulunterricht und Schulbetrieb sensibilisiert. In seinem Vortrag skizzierte er zunächst die radikale Veränderung der Welt in den letzten 250 Jahre, in denen der Mensch entscheidend die natürliche Umwelt verändert und den Klimawandet verursacht habe. Vor diesem Hintergrund erläuterte er die Rolle von Lehrerinnen und Lehrern. Er sehe ihre Aufgabe darin, die Gesprächskultur zu fördern und den Weg für individuelle Handlungsstrategien und Lösungen zu bereiten. Er warnte auch vor einer vermeintlich neutralen Haltung im Unterricht, denn alleine das Behandeln oder Weglassen eines Themas sei schon ein politisches Statement. „Was hat das mit Mathe, Deutsch und Sport zu tun?“, war die Frage im anschließenden Workshop. Hier stellte Christian Hoiß eine Reihe von Methoden und Praxisbeispielen vor, und zeigte damit, dass BNE in allen Fächern ein Thema sein kann.
Den zweiten Workshop „Mit Energie in die Zukunft“ leitete Meike Rathgeber, BNE-Referentin bei der Stiftung Haus der kleinen Forscher in Berlin. Sie zeigte, wie vielseitig der Energiebegriff sein kann und wie vielfältig auch die Pädagogik dazu sein kann. Wichtig sei, die Fragen der Kinder ernst zu nehmen und gemeinsam zu forschen und zu reflektieren. So eigne sich das BNE-Konzept gerade auch für die Arbeit mit jüngeren Kindern.
Im Anschluss daran hatten die Teilnehmerinnen noch die Gelegenheit, das BNE-Projekt der Hans Lindner Stiftung kennenzulernen: Junge Vor!Denker - Kinder und Jugendliche philosophieren über Zukunftsthemen. Geübt wurde das Philosophieren anhand der Frage: "Was ist gerecht?". Die Gesprächsleiterin Irmgard Stöttner fasste dabei die Aussagen zusammen, streute immer wieder neue Impulsfragen in die Runde, hinterfragte, spiegelte und paraphrasierte. Nach dieser wertschätzenden und wertungsfreien Gesprächsform des Philosophierens meinte eine Teilnehmerin: "Ich dachte zu Beginn, die Frage "Was ist gerecht?" sei ja eine ganz einfache Frage, doch jetzt sehe ich wie vielschichtig diese Frage ist, wenn man genauer darüber nachdenkt und sie aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet."
Bild 1: Die Referenten Meike Rathgeber (Stiftung Haus der kleinen Forscher) und Dr. Christian Hoiß (LMU München)