Ein Projekt zur Stärkung regionaler Identität
Der Landkreis Rottal-Inn hat eine Vielzahl an Natur- und Kulturschätzen, engagierten und innovativen Vereinen und Menschen mit spannenden Lebensgeschichten zu bieten. Kathrin Zenger, Mitarbeiterin der Kreisentwicklung im Landratsamt Rottal-Inn, hat unter dem Motto „Heimat und Vielfalt“ die Durchführung von drei Aktionen mit verschiedenen Projektpartner:innen aus dem Landkreis initiiert und koordiniert. Miteinander erlebten Jung und Alt, Alteingesessene und Neuzugezogene regionale Besonderheiten und fanden Zeit für Gespräche untereinander.
Den Auftakt bildete die Veranstaltung „vielfältig verwurzelt?!“ am 26.06.2021 im Naturium in Ering am Inn. Zwölf Teilnehmende aus dem Landkreis Rottal-Inn unternahmen zunächst unter Leitung von Mitarbeiterin Claudia Schmidt eine Exkursion am Unteren Inn und lernten die faszinierende heimische Pflanzenwelt besser kennen. „Es war schön zu beobachten, wie vertraut allen Teilnehmenden der Duft und der Geschmack der mediterranen Kräuter ist, die wir am Inn gefunden haben. Die ich dort gar nicht vermutet hätte. Das hat vor allem bei den Teilnehmenden aus dem Iran oder Syrien schöne Erinnerungen an die Heimat geweckt“, beschreibt Kathrin Zenger ihre Eindrücke. Beim gemeinsamen Picknick, für das jeder sein eigenes Essen mitbrachte, entstanden schnell Gespräche über die ganz unterschiedlichen Speisen von Brotzeit bis Quiche. Am Nachmittag wurde es schweißtreibend. „Vor allem die Frauen haben mit so viel Kraft und Energie angepackt und unermüdlich Kies und Erde geschaufelt“, ist Teilnehmerin Kelly de Moura-Diehl beeindruckt. Claudia Schmidt, die als Mitarbeiterin vom Naturium auch den Bau der Kräuterschnecke anleitete, stimmt zu und ergänzt: „Ich hatte nicht erwartet, dass wir so schnell fertig werden. Die Materialien waren zwar alle schon vor Ort, dank der Unterstützung unserer Kollegen vom Bauhof, aber wir mussten zuerst die Fläche für die Kräuterschnecke vorbereiten. Also das Gras abstechen. Erde abtragen. Dann die Randsteine setzen, um die typische Schneckenform anzulegen, die dann mit unterschiedlichen Mischungen von Kies, Sand, Erde und Kompost aufgefüllt wurde.“ Alle Teilnehmer:innen freuen sich schon auf den zweiten Termin, um die Kräuterschnecke abschließend zu bepflanzen.
Am 02.07.2021 lud das Freilichtmuseum in Massing unter Leitung der pädagogischen Mitarbeiterin Roswitha Klingshirn zum interkulturellen Brotback-Workshop für Erwachsene ein. „Wie soll das funktionieren, hab ich mir gedacht, dass man die Leute aus verschiedenen Weltgegenden zusammenbringt. Da ist die Sprachbarriere – und was interessiert die Menschen überhaupt. Ich möchte ja auch nicht, dass sie unsere bäuerliche Kultur hier im Rottal nur als kurios oder exotisch wahrnehmen. Aber dann war es so schön und so einfach mit der „bunten“ Gruppe, weil Brot jedem Menschen etwas bedeutet. Und weil alles viel einfacher ist, wenn man die Möglichkeit schafft, dass jeder mit eigenen Händen etwas tun kann. Dann ist es auch auf einmal ganz selbstverständlich, dass man, so es halt geht, miteinander spricht. Es wäre schön, wenn wir so eine Zusammenkunft öfter machen könnten.“ schildert Roswitha Klingshirn ihre positiven Erfahrungen an diesem Tag.
Die Teilnehmenden waren begeistert von der Möglichkeit, etwas über das heimische Getreide zu lernen und einen eigenen Brotteig anzusetzen. „Das typische Rottaler Brot besteht aus 50% Weizen und 50% Roggen, ganz anders als in anderen Regionen Bayerns. Die Glutzelten, die wir auch aus dem Brotteig gemacht haben, waren super lecker!“, beurteilt ein Teilnehmer die Veranstaltung. Das Ehepaar Kohlmeier bäckt daheim bereits eigene Brote: „uns hat vor allem interessiert, welches Rezept verwendet wird, wie heiß die Temperatur im Ofen ist und wie lang das Brot darin gebacken wird. Die Mitarbeiterinnen vom Museum haben uns alles geduldig erklärt, die haben das großartig gemacht!“
In der Grundschule in Schönau wurde es am Nachmittag des 02.07.2021 bunt und kreativ: das Kinderkunstmobil vom Kulturverein Eggenfelden war dort zu Gast. „Ich finde es toll, dass der Landkreis hier auf ein Angebot aus der Region zurückgreift, das nutzt und publik macht. Toll, dass die Gemeinde und Schulleiterin Frau Wimmer uns unterstützt haben, in den Klassenräumen konnten die Kinder auch unter Berücksichtigung der Hygienemaßnahmen toll arbeiten“, findet Stefan Otzelberger vom Kulturverein Eggenfelden e.V. Unterstützt wurde die Aktion außerdem von drei ehrenamtlichen Helferinnen aus Schönau, Jutta Baierwaldes und ihren Töchtern Sophie und Marlene. Lehramtsstudentin Sophie Hofer begleitete die Erstklässler:innen beim kreativen Arbeiten und lobt die Kreativität und die Hilfsbereitschaft der Kinder: „Die Kinder waren sehr motiviert und begeistert verschiedene Techniken ausprobieren zu können, sie gestalteten kreativ und waren sehr hilfsbereit beim Aufräumen.“
Die Themenwoche ist Bestandteil eines Projekts zur Stärkung regionaler Identität und versucht durch verschiedene Veranstaltungen und Maßnahmen aufzuzeigen, welchen Mehrwert die Region Rottal-Inn vor allem auch ihren neu zugezogenen Bürgerinnen und Bürgern bietet. Im Sinne des durch das Bayerische Staatsministerium der Finanzen und für Heimat und die Regierung von Niederbayern geförderten Handlungsfeldes „regionale Identität“ besteht die Zielsetzung in einer Förderung der regionalen Identifikation: durch die Auseinandersetzung aller Bürgerinnen und Bürger mit der regionalen Identität des Landkreises steht auch für Alle die Chance offen, ein mit der Region und ihren Menschen in Einklang stehendes und damit erfülltes Leben führen zu können.
Laufzeit Projekt Regionale Identität: 01.07.2020 - 31.12.2022
Bild: „Aktion vielfältig verwurzelt?!“ (v.l.n.r.): Claudia Schmidt (Mitarbeiterin Naturium am Inn), Ingrid Mayerhofer, Kelly de-Moura Diehl, Florian Diehl, Ali Nidal, Victoria Stephen Aire, Albert Kalchmair, Skohfe Deh Bozorgi, Faezeh Salehinejadfard, Kamal El-Beltaji, sitzend: Kathrin Zenger (Management für Chancengleichheit, Kreisentwicklung Landratsamt Rottal-Inn), Tobias Zenger